Tibetische Medizin
Die Wissenschaft und Philosophie der Tibetischen Medizin ist umfassend und komplex. Sie hat eine Jahrhunderte lange Tradition, ist buddhistisch geprägt und vereint in sich wesentliche Elemente der traditionellen chinesischen, mongolischen und tibetischen Lehren, ebenso wie die des indischen Ayurveda. (Siehe auch unter „Tradition & Philosophie“.)
Zentrale Elemente der Tibetischen Medizin sind die Pulsdiagnostik und diverse Behandlungsarten wie Atemtherapie, Akupunktur, Therapiegymnastik, Massage, Ernährungswissenschaft, Kräuterkunde, Craniosalkrale Körperarbeit und Osteopathie.
* PULSDIAGNOSTIK *
Die Pulsdiagnostik ist in der Tibetischen Medizin ein über Jahrtausende verfeinertes Verfahren, das hochdifferenzierte Informationen über die körperliche Beschaffenheit vermittelt. Der Arzt ertastet den Puls des Patienten. Die Dichte des Blutstroms gibt ihm Auskunft über Verwirbelungen, Verspannungen, Blockaden an verschiedenen Stellen.
Der Blutstrom passiert alle Organe. Wenn diese gesund sind, entspricht der Puls dem jeweiligen Patienten und bildet dessen individuelle energetische Zusammensetzung ab. Ist ein Organ hingegen etwas dichter, verspannter, weniger durchlässig, spiegelt sich das ebenfalls im Puls wider. Eine verfeinerte Methode der Pulserfassung sowie jahrelange Erfahrungen geben dem Behandelnden genaue Informationen über den Zustand seines Patienten.
* ATEMTHERAPIE *
Gutes Atmen ist eine wichtige Voraussetzung für die gesunde Energieverteilung im Körper. Blockaden lassen sich durch Atemschulungen wie die tiefe Grundatmung auflösen.
Wer regelmäßig Yoga treibt und die Pranayama-Übungen macht, ist gut vorbereitet. Wem es gelingt, Atemübungen morgens und abends in die üblichen Abläufe zu integrieren, unterstützt tiefgreifende langfristige Prozesse eines gesunden Lebens.
* KRÄUTERKUNDE *
Kräuter spielen in der Tibetischen Medizin traditionell eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Krankheiten. Schon in vorbuddhistischer Zeit galt Tibet als Land der erstklassigen Heilkräuter.
Die Besonderheit dieser Kräutermedizin besteht darin, dass in den meisten Rezepturen eine Vielzahl von Einzelarzneien miteinander kombiniert wird. Zwischen drei und 70 verschiedene Ingredienzien sind so aufeinander abgestimmt, dass Nebenwirkungen einzelner Bestandteile durch andere ausgeglichen und minimiert werden.
Die Medikamente der traditionellen Medizin teilen sich in beruhigende und säubernde Präparate. Zu den beruhigenden Mitteln zählen intensive und schnell wirkende Absude, abgekochte Kräuter, die kranke Säfte binden und auflösen. Zur Säuberung des erkrankten Körpers wird eine Vielzahl verschiedener entgiftender Mittel und Behandlungen angewendet.
Zwar sind die aus dem Himalaya oder Burjatien stammenden Heilkräuter vom Aussterben bedroht und stehen dem Weltmarkt nicht zur Verfügung. Aber auch die europäische Pflanzenkultur bietet viele Kräuter, die sich mit der Tradition der Tibetischen Kräutermedizin in Übereinstimmung bringen lassen. Auch sie säubern und entgiften und reduzieren Hitze- oder Kältezustände.
* CRANIOSAKRALE KÖRPERARBEIT *
Die Craniosakrale Körperarbeit ist eine manuelle Therapie, die sich aus der Osteopathie entwickelt hat. Sie befasst sich mit der Mobilität und Motilität (d.h. der äußeren und inneren Beweglichkeit) des Bindegewebes und richtet ihren Fokus auf die Behandlung der Bereiche zwischen Kopf (lat. cranium) und Kreuzbein (lat. sacrum).
Die Craniosakrale Körperarbeit wirkt über die einfühlsame Kommunikation des Therapeuten mit der extrem feinen, schwer zu erspürenden Lebensäußerung des Patienten, der sogenannten Cranialen Rhythmik. Es handelt sich hierbei um die Wechselbeziehung zwischen den Zugkräften innerhalb des Bindegewebes (Muskeln, Sehnen, Faszien, Knochen), der Atmung und der Zirkulation des Herz-Kreislaufsystems bzw. der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit. Die diversen Strömungen gehen ineinander auf und sind dennoch einzeln wahrnehmbar. Die Craniale Rhythmik gibt Aufschluss über den gesundheitlichen Zustand des Patienten.
Die mit dieser Methode vertrauten Therapeuten können die feinen Pulsierungsmuster erspüren und gezielte Impulse setzen, um die Selbstheilungskräfte der Patienten anzuregen. Blockaden lösen sich, Muskeln und Gelenke können wieder entspannen, was sich auch wohltuend auf die seelische Befindlichkeit auswirkt. Die Craniosakrale Körperarbeit gilt als Inbegriff ganzheitlicher manueller Behandlung.
Klassische Indikationsfelder sind:
* Rückenschmerzen
* degenerative orthopädische Erkrankungen
* Kopfschmerzen unterschiedlicher Genese (Spannungskopfschmerz, Migräne)
* Kiefergelenkbeschwerden (Myoarthropathie, temporomandibuläre Dysfunktion mit Schmerzen)
* Atembeschwerden (Asthma, chronische Bronchitis, Sinusitis)
* Schwangerschaftsprobleme
* emotionale Störungen, Spannungszustände
* Schlaflosigkeit
* Tinnitus und Schwindel
* Rekonvaleszenz nach größeren OPs, Verletzungen, viralen Infekten
* chronische Müdigkeit, Energiemangel
* psychosomatische Stabilisierung in Stress- und Belastungssituationen
* Verdauungsstörungen
* Unfallfolgen (Schädel-Hirn-Traumata, Schleudertraumata)
* Angsterkrankungen, Depressionen, Spannungssyndrome
* Multiple Sklerose
* Regeneration und Mobilisation nach Hirnschlag
* Epilepsie
Die Craniosakrale Körperarbeit lässt sich auf weitere Indikationen anwenden. Meist wird sie mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert.